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Geschichte des Xiangqi in Deutschland

Westliche Spieleforscher können kein Chinesisch und „Chinakenner“ (Sinologen) können kein Schach. So hatte das Xiangqi über ein Jahrhundert Schwierigkeiten, als Schachspiel wahr genommen zu werden. Arroganz und kultureller Hochmut verhinderten jegliche Bemühungen. Die mit großem Aufwand veranstaltete Begegnung zwischen den Großmeistern im Schach und Xiangqi (Aljechin vs. Xie Xiaxun, Shanghai, 1933) erwies sich als ein Schlag ins Wasser: Alexander Aljechin „vergaß“ einfach, nach seiner Rückkehr davon zu erzählen! So war die Bekanntheit von Xiangqi außerhalb Südostasiens bis in die achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts fast gleich Null.

Ein kurzer Aufschwung im Bekanntheitsgrad 1985-95 fiel in die Zeit der immer besser werdenden Schachcomputer, die dem Spiel seinen Ruf als „Prüfstein der Intelligenz“ (B. Franklin) nachhaltig derangierten. Der „normale Schachspieler“, der noch nie vom übermäßigen Drang nach Geselligkeit besessen gewesen war, hatte die ganze Zeit vergessen für sein Spiel zu werben und nahm seinen Bedeutungsverlust trübsinnig hin. Diese Haltung übertrug sich auch auf den Deutschen Xiangqi-Bund, der für das Xiangqi keinerlei Öffentlichkeitsarbeit betrieb.

Heute ist Xiangqi eine Art „Zweitschach“ neben dem „richtigen“ Schach, das die meisten Mitglieder des DXB betreiben, und steht in seinem Schatten.

Die von der World Xiangqi Federation (WXF) empfohlene Fixierung auf von Chinesen ins Englisch übersetzte Begriffe führt innerhalb der Spielerschaft selbst zu Fehlern und Mängeln in der Theorie, zumal Fehlübersetzungen vorkommen. So gibt es noch immer keine einheitlich vermittelnden Schulungskurse. Alles bleibt auf Ortsverbandsebene liegen und versackt langsam.

Eine bedeutende Erhöhung der durchschnittlichen Spielqualität ist in den letzten 20 Jahren nicht gelungen. Auch unsere Spitzenspieler werden häufig von chinesischen Amateuren in Parks und auf der Straße geschlagen Dazu kommt nicht zuletzt die in unserer Kultur weit verbreiteten Unterschätzung des geistigen Kampfsports als nützliches „Gehirn-Jogging“. Das ist in den von chinesischer Kultur beeinflussten Ländern ganz anders und wird erst gegenwärtig von den Spielkonsolen abgelöst. Zur Zeit (2018) ist die Art des organisierten Xiangqi-Lebens in Deutschland eine verwaltende und ist weit von der Idee entfernt, die mit einer Popularisierung zu tun hat. Dies war einstmals die Gründungsidee des „Xiangqi e.V. Berlin, 1985“ gewesen und sie wieder aufzunehmen ist der Vorsatz des Vereins.

Rainer Schmidt

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Anmerkung des Webmasters: Mit dem mit „Der ,normale Schachspieler‘, der noch nie vom übermäßigen Drang nach Geselligkeit besessen gewesen war …“ beginnenden Satz geht der Webmaster nicht mit und will deswegen widersprechen: In diesem Zeitraum (immerhin die Kasparow-Ära) war das „westeuropäische Schach“ durchaus populär und bescherte den Vereinen ganz ordentliche Mitgliederzahlen, obwohl die mittleren Altersklassen (insbesondere im Osten der Bundesrepublik) sich wegen des geänderten Umfeldes oft beruflich umorientieren mussten und sich teilweise vom Wettkampf-Schach zurückzogen. In diese Zeit fällt die rekordverdächtige Teilnahme an der Berliner Mannschaftsmeisterschaft, als man in der untersten Klasse (4.Klasse) mit 6 Staffeln statt der normalen 4 operieren musste. Insofern ist da keine Haltung auf die Xiangqi-Spieler übergeschwappt.